Neben den häufig anzutreffenden Lernszenarien lässt sich die virtuelle Realität auch für verschiedene therapeutische Zwecke einsetzen. So können Nutzer gefahrlos mit verschiedensten Auslösern von Phobien konfrontiert werden und so die Angst reduzieren oder ganz überwinden. Eine sehr häufig auftretende Ausprägung ist die Akrophobie, besser als Höhenangst bekannt. Das in großen Höhen auftretende Schwindelgefühl, welches auch zu realen Gefahren durch den Verlust des Gleichgewichts führen kann, ist den meisten Menschen mehr oder weniger vertaut. In extremeren Fällen kann es zu Schweißausbrüchen, Herzrasen, Beklemmungen bis hin zur Todesangst kommen.
Dieser VR-Demonstrator bietet nun die Gelegenheit, sich visuell in große Höhen zu begeben, ohne den Boden unter den Füßen verlieren zu können.
Vorteile der Lösung
Durch Umsetzung mit Browsertechnologien bedarf es keiner Installation für die Nutzung der Lösung. Jeder mit einer kompatiblen VR-Brille mit Browser kann direkt über eine URL in den virtuellen Raum eintreten. Dabei wird preisgünstige Hardware eingesetzt, die autark ohne PC und kabellos genutzt werden kann. Die Lösung ist jedoch auch mit kabelgebundenen VR-Brillen nutzbar. Das System ist so besonders leicht zugänglich und kann überall eingesetzt werden, auch in den eigenen vier Wänden.
Steuerung und Interaktion in der virtuellen Welt erfolgen intuitiv mit den Händen, so dass auch auf Handcontroller verzichtet werden kann.
Demonstrationsszenarien
Als Demonstrationsszenario wird ein Hochhaus in einer Großstadt abgebildet, auf dessen Dach man sich befindet. Von dort aus kann sich der Nutzer auf freischwebende Balken begeben und so nach eigenem Ermessen den 'sicheren' Boden verlassen. Das Realitätsempfinden der Höhe wird durch akkustische Untermalung mit Windgeräuschen untermauert.
Der vituelle Raum kann von mehreren Personen gleichzeitig betreten werden. Dabei besteht die Möglichkeit, mit Objekten zu inteagieren, allein oder auch gemeinsam. So kann ein zusätzlicher Realitätsgrad zum Beispiel für ein Konstuktionsszenario auf dem Bau erreicht werden.
Als Technologien kommen primär die Browserschnittstelle WebXR für die VR-Anbindung sowie three.js für das 3D-Rendering zum Einsatz. Der virtuelle Raum wurde dabei in den Kollab-VR-Demonstrator integriert, der als Engine fungiert und die nötigen Techniken für VR und Rendering bereits fertig abbildet. Als Programmiersprache wird javascript verwendet.
Als Hardware kommt die Oculus Quest 2 VR-Brille zum Einsatz, da diese von Haus aus autark ohne PC genutzt werden kann. Als weiteren Vorteil bietet die Brille integrierte Handerkennung, wodurch auf Controller verzichtet werden kann.
Die Lösung ist dabei jedoch auch mit anderen VR-Brillen kompatibel, die einen WebXR-fähigen Browser unterstützen.
Einsatzgebiete
Das dargestellte Demonstrationsszenario spiegelt die Arbeit auf dem Dach eines hohen Gebäudes wieder. Ein offensichtliches Einsatzgebiet wäre daher das Training von Bauarbeitern für den Einsatz in großer Höhe. Auch Wartungspersonal für besonders hohe Bauwerke, wie z.B. Windräder und Strom- oder Funkmasten, könnte mit diesem System auf den Einsatzort vorbereitet werden.
Im medizinischen Bereich könnte Angstpatienten durch Therapie im virtuellen Raum das Schwindelgefühl und die weiteren negativen Auswirkungen der Phobie in kleinen Schritten abtrainiert werden. Dazu könnte z.B. auch schrittweise die Höhe gesteigert werden.